Aktuelles aus der Klinik

Akutbetten für die Klinik Hochried genehmigt

14. Dezember 2010

In den vergangenen Jahren entstanden therapeutische Konzepte, die sich in der stationären medizinischen Rehabilitation bewährt haben mit dem Ziel, diesen Kindern und Jugendlichen die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft wieder zu ermöglichen.

Zum Ende des Jahres ist jetzt der letzte wesentliche Baustein zur Etablierung eines Zentrums für Kinder, Jugendliche und Familien gelungen: neben der Psycho-Reha, der Tagesklinik und Ambulanz erhält die Klinik Hochried zwei Akutpsychiatrische Stationen in einem Versorgungsvertrag mit der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern, genehmigt durch das Gesundheitsministerium.

Foto:

Dr. Daniela Zakis, Oberärztin, Leitung Kinder- und Jugendpsychiatrie
Dr. Hermann Mayer, Klinikleitung
Dr. Marion Schmitman gen. Pothmann, Leitende Psychologin

Nicht erst seit dem 13. Kinder und Jugendbericht für die Bundesregierung (2008/2009), auch in der bundesweiten Untersuchung von Kindern und Jugendlichen durch den Gesundheitssurvey des Robert Koch Instituts (KIGGs, 2006) wird klar, wie sich gerade für Kinder und Jugendliche die Bedingungen, in denen sie aufwachsen, in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch verändert haben.

 

In allen Altersgruppen, bei beiden Geschlechtern, in allen Schichten und in allen Nationen zunehmenden Wohlstands nehmen seelische Erkrankungen zu und besitzen ein Besorgnis erregendes Ausmaß.

 

Pro Jahr werden in Deutschland ca. 700.000 Kinder geboren, ca. jedes fünfte Kind, d. h. ca. 140.000 Kinder pro Geburtsjahrgang wachsen mit erheblichen psychosozialen Belastungen auf.

Bei 5 %, d. h. bei ca. 35.000 Kindern je Geburtsjahrgang muss von einem sehr hohen Risiko physischer und psychischer Vernachlässigung sowie von körperlichem und seelischen Missbrauch ausgegangen werden.

 

Zum anderen ist bei Heranwachsenden eine Verschiebung von den somatischen Erkrankungen zu psychischen Auffälligkeiten zu beobachten. Entwicklungsstörungen (z. B. Sprachentwicklungsstörungen, Schulprobleme), emotionale Störungen (z. B. depressive und Angststörungen etc.) sowie Verhaltensauffälligkeiten (z. B. Aufmerksamkeitsstörungen, Gewaltbereitschaft, Alkohol- und Drogenmissbrauch etc.) stellen zunehmend eine Herausforderung für Eltern, Erzieherinnen und Lehrer dar. Darüber hinaus stellt es ein nicht zu unterschätzendes gesamtgesellschaftliches Problem dar.

 

Derzeit liegt die Auftretenshäufigkeit psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen um 20 Prozent und ist damit etwa ebenso häufig wie im Erwachsenenalter.

 

Die Ursache dieser Problemlagen liegt nach Meinung von Dr. Hermann Mayer, Leiter der Klinik Hochried, in zwei gesellschaftlichen Entwicklungen:

 

1. die Belastung des Einzelnen durch individuellen und gesellschaftlichen Stress wie zum Beispiel permanent steigende Leistungsanforderungen, Informationsüberflutung, seelische Verletzungen, berufliche und persönliche Überforderungen, Konsumsverführungen usw. nehmen stetig zu,

 

2. durch familiäre Zerfallsprozesse, berufliche Mobilität, zunehmende virtuelle Beziehungen, häufige Trennungen und Scheidungen kommt es zu einer Abnahme tragfähiger sozialer Bindungen.

 

Diese Untersuchungen und die Erfahrungen mit Patienten bundesweit und regional, die an der Klinik Hochried versorgt werden, macht nicht nur nachdenklich, sondern erfordert dringend ein gemeinsames Handeln aller an der Betreuung von Kindern und Jugendlichen beteiligten Fachinstitutionen und Personen.

 

Die Klinik Hochried hat dazu für den regionalen Bereich ein Versorgungsnetzwerk mit Kinder- und Jugendmedizinischer Praxis, Tagesklinik, Ambulanz, einem Therapie- und Förderzentrum für die umliegenden 3 Landkreise aufgebaut, das in wachsendem Ausmaß in Anspruch genommen wird. Derzeit werden circa 500-600 Kinder und Jugendliche pro Woche an der Klinik in ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen versorgt.

 

Jetzt hat die Klinik, die in Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg steht, zusätzlich Akutbetten in der Kinder und Jugendpsychiatrie über einen Versorgungsvertrag mit der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern erhalten, der Mitte Oktober 2010 auch im bayerischen Gesundheitsministerium genehmigt wurde.

Unterstützt wurde das Projekt der Erweiterung der Klinik Hochried von der lokalen AOK der umliegenden Landkreise und der AOK Bayern, aber auch von der Arbeitsgemeinschaft aller Krankenkassen in Bayern.

 

Auf 2 Stationen mit jeweils 8 Kindern oder Jugendlichen wird ein interdisziplinäres Team diese Patienten über einen längeren Zeitraum versorgen. Die dazu notwendigen Umbauten werden entsprechend den Bedürfnissen dieser Kinder von der Klinik geplant. Ein Architekturbüro ist derzeit dabei, die gesamte Klinik in ihrem Bestand zu erfassen, um die jeweiligen Fachabteilungen der Klinik so zu gestalten, dass sie mit den neuen Akutstationen optimal zusammenarbeiten können. Die ersten Kinder und Jugendlichen können vermutlich ab Juli 2012 aufgenommen werden.

Einmalig in Bayern, vermutlich auch in Deutschland ist, dass unter einem Dach Akutklinik, Tagesklinik, Ambulanz, Rehabilitation, eine Praxis für Kinder und Jugendmedizin, ein Therapie- und Förderzentrum und schulische Einrichtungen zusammenarbeiten. Der Benefit für die Patienten ist offensichtlich: kurze Wege, rasche Übergänge, ein Bezugstherapeutensystem, das den Kindern und Jugendlichen Vertrauen und Sicherheit gibt. In allen Bereichen ist die Einbindung der Familie gewährleistet und schafft so den Übergang in das tägliche Leben. Abstimmungen zwischen den einzelnen Kostenträgern können zeitnah und effektiv geführt.

 

Die Genehmigung der Akutbetten für die Region sieht die Klinik Hochried als letzten, wesentlichen Baustein zur endgültigen Etablierung eines Zentrums für Kinder, Jugendliche und Familien in der Region Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau, Bad Tölz-Wolfratshausen und darüber hinaus.

 

Unabhängig von den therapeutischen Versorgungsmöglichkeiten ist ein Nachdenken über die Entwicklung in unserer Gesellschaft speziell für Kinder und Jugendliche in allen Institutionen, vor allem politischen Institutionen notwendig, um Veränderungen einzuleiten, deren Wirkung erst in Jahren ersichtlich sein wird. Nicht akut therapeutische Behandlung und Rehabilitation stehen da im Vordergrund, sondern umfassende Angebote zur Prävention und Aufklärung, wie das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen befördert werden kann. Erster Ansprechpartner für diese Aufklärung ist in jedem Fall die Familie, in der das Kind aufwächst, deshalb sind Angebote der Familienbildung wesentlich. Die Klinik Hochried plant neben den umfangreichen und kostenlosen Fortbildungen für die Kindergärten und Schulen der Region im kommenden Jahr auch entsprechende Veranstaltungen für die Eltern.

 

Kontakt

Klinik Hochried
Zentrum für Kinder,
Jugendliche und Familien
Hochried 1
82418 Murnau


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