Psychiatrische Institutsambulanz

In unserer Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie werden alle kinder- und jugendpsychiatrischen Krankheitsbilder diagnostiziert und behandelt. Die Altersspanne reicht vom Kleinkindalter bis zur Volljährigkeit, in Ausnahmefällen bis zum 21.Lebensjahr.

Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch werden die Kinder testpsychologisch und medizinisch untersucht. Alle Ergebnisse werden in einem multiprofessionellen Team (Ärzte, Psychologen, relevante Therapeuten) ausgewertet. Grundsätzlich orientieren wir uns an den Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen basierend auf den Kriterien des Multiaxialen Klassifikationsschemas für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters nach ICD 10 der WHO.

In unserer Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie werden alle kinder- und jugendpsychiatrischen krankheitsbilder diagnostiziert und behandelt:

Emotionale Probleme:

  • Angst
  • Depression
  • Zwänge
  • Probleme bei Trennung oder Scheidung

ADHS

  • Aufmerksamkeitsschwierigkeiten
  • Hyperaktivität
  • Impulsivität

Probleme im Sozialverhalten

  • Aggressives Verhalten
  • Sozial unsicheres Verhalten

Essstörungen

  • Bulimie
  • Anorexie
  • Binge-Eating-Störung

Umschriebene Entwicklungsstörungen

  • Sprachstörungen
  • Motorische Störungen

 

  • Einnässen und Einkoten
  • Autismus
  • Psychosen
  • Tics
  • Psychosomatische Störungen
  • Anpassungsstörungen
  • Persönlichkeitsentwicklungsstörungen
 

  • Durch eine umfassende medizinische und psychologische Diagnosestellung (mittels psychometrischer Leistungs- und Persönlichkeitstest, projektiver Verfahren, Familiendiagnostik und Verhaltensbeobachtung).
  • Indem wir gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien Behandlungsvorschläge erarbeiten.
  • Indem wir geeignete ambulante, teilstationäre oder stationäre Therapieangebote vermitteln oder helfen, solche in naher Umgebung zu finden.
  • Indem wir unsere Patienten und ihre Familien während des Therapieverlaufs begleiten und mit ihnen den Behandlungserfolg beurteilen.

Das multiaxiale Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters orientiert sich am großen diagnostischen System ICD 10 der WHO. Durch Aufteilung in 6 Achsen entsteht ein mehrdimensionales Bild der Störung:

  • Achse 1: Klinisch-psychiatrisches Syndrom
  • Achse 2: Umschriebene Entwicklungsstörungen
  • Achse 3: Intelligenzniveau
  • Achse 4: Körperliche Symptomatik
  • Achse 5: Assoziierte aktuelle abnorme psychosoziale Belastungssituationen
  • Achse 6: Globalbeurteilung der psychosozialen Anpassung

 

Kodiert unter F-Diagnosen des ICD-10-Schlüssels

F0: organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
F1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
F2: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
F3: Affektive Störungen
F4: Neurotische/ Belastungs- und somatoforme Störungen
F5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen oder Faktoren
F6: Persönlichkeits- oder Verhaltensstörungen
F8: Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
F9: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in Kindheit und Jugend

 

Die Kodierungen auf Achse II sind deskriptiv und nicht ätiologisch. Umschriebene Entwicklungsstörungen werden unabhängig von ihrem Ursprung verschlüsselt. Sie liegen nur vor, falls sie aus dem übrigen Entwicklungsniveau eines Kindes herausfallen.

F80: Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache
F81: Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten
F82: Umschriebene Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen
F83: Kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen

 

  • Sehr hohe Intelligenz: IQ>129
  • Hohe Intelligenz: IQ 115-129
  • Durchschnittliche Intelligenz: IQ 85-114
  • Niedrige Intelligenz: IQ 70-84
  • Leichte intellektuelle Behinderung: IQ 50-69
  • Mäßige intellektuelle Behinderung: IQ 35-49
  • Schwere intellektuelle Behinderung: IQ 20-34
  • Schwerste intellektuelle Behinderung: IQ <20

 

Kodierung von nicht-psychiatrischen Krankheitssymptomen oder Syndromen.

 

Achse V bietet die Möglichkeit zur Kodierung abnormer psychosozialer Situationen, die für die Verursachung der psychischen Störung oder für die Therapieplanung relevant sein können.

Der Zeitraum ist für die letzten 6 Monate definiert.

  • Abnorme intrafamiliäre Beziehungen
  • Psychische Störung, abweichendes Verhalten oder Behinderung in der Familie
  • Inadäquate oder verzerrte intrafamiliäre Kommunikation
  • Abnorme Erziehungsbedingungen
  • Abnorme unmittelbare Umgebung
  • Akute, belastende Lebensereignisse
  • Gesellschaftliche Belastungsfaktoren
  • Chronische zwischenmenschliche Belastung im Zusammenhang mit der Schule oder Arbeit
  • Belastende Lebensereignisse/Situationen infolge von Verhaltensstörungen/ Behinderungen des Kindes

Die 5. Achse (assoziierte abnorme psychosoziale Umstände) und die 6. Achse (Globalbeurteilung des psychosozialen Funktionsniveaus) wurden eigens für den multiaxialen Ansatz entwickelt. Sie erfassen wesentliche zusätzliche Informationen, die sowohl für die Genese einer Störung bedeutsam sind, als auch zur Abschätzung aktueller Belastungen und der Möglichkeiten der Integration eines Patienten in seine jeweilige Umgebung dienen.

 

Kodierungen auf Achse VI spiegeln die psychische, soziale und schul-berufliche Funktion zur Zeit der klinischen Untersuchung (Zeitraum der letzten 3 Monate). Sie betrifft Funktionsbeeinträchtigungen, die als Konsequenz einer psychischen Störung, einer spezifischen Entwicklungsstörung oder einer intellektuellen Beeinträchtigung entstanden sind. Funktionsbeeinträchtigungen infolge körperlicher Störungen sind hier nicht zu berücksichtigen! Ausdrücklich soll kompetenzbezogen und nicht defizitbezogen kodiert werden.

Stufen der Ausprägung:

0: Herausragende/gute soziale Funktionen in allen sozialen Bereichen. Gute zwischenmenschliche Beziehungen mit Familie, gleichaltrigen und Erwachsenen außerhalb der Familie. Kann sich mit allen üblichen sozialen Situationen effektiv auseinandersetzen und verfügt über ein gutes Spektrum an Freizeitaktivitäten und Interessen.

1: Mäßige soziale Funktion, aber mit vorübergehenden oder geringeren Schwierigkeiten in nur ein oder zwei Bereichen.

2: Leichte soziale Beeinträchtigung: Adäquates Funktionsniveau in den meisten Bereichen aber leichte Schwierigkeiten in mindestens ein oder zwei Bereichen (wie z.B. Schwierigkeiten mit Freundschaften, gehemmte soziale Aktivitäten/Interessen, Schwierigkeiten mit innerfamiliären Beziehungen, wenig effektive soziale Coping-Mechanismen oder Schwierigkeiten in den Beziehungen zu Erwachsenen außerhalb der Familie.)

3: Mäßige soziale Beeinträchtigung in mindestens ein oder zwei Bereichen

4: Ernsthafte soziale Beeinträchtigung in mindestens ein oder zwei Bereichen (wie z.B. erheblicher Mangel an Freunden, Unfähigkeit mit neuen sozialen Situationen zurecht zu kommen oder Schulbesuch nicht mehr möglich).

5: Ernsthafte und durchgängige soziale Beeinträchtigung in den meisten Bereichen.

6: Funktionsunfähig in den meisten bereichen: Benötigt ständige Aufsicht oder Betreuung zur basalen Alltagsbewältigung, ist nicht in der Lage für sich selbst zu sorgen.

7: Schwere und durchgängige soziale Beeinträchtigung: Manchmal unfähig für eine minimale Körperhygiene zu sorgen oder braucht zeitweise strenge Beaufsichtigung um Gefahrensituationen für sich selbst oder andere zu verhüten oder schwere Beeinträchtigung in allen Bereichen der Kommunikation.

8: Tiefe und durchgängige soziale Beeinträchtigung: Ständige Unfähigkeit für die eigene Körperhygiene zu sorgen, oder ständige Gefahr sich selbst oder andere zu verletzen oder völliges Fehlen von Kommunikation.

 

Die Psychopharmakotherapie ist innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem unerlässlichen Hilfsmittel in der Behandlung psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen geworden. Die Verordnung von Psychopharmaka ist kompliziert und wegen der hohen Wirksamkeit der Präparate mit besonderer Verantwortung zu handhaben. Bei der Verordnung von Psychopharmaka gilt es, eine Fülle von Fragen zu beantworten:

  • Welche Substanzen stehen zur Verfügung?
  • Nach welchen Kriterien ist die Auswahl des Präparates zu treffen?
  • Was ist vor der Verordnung diagnostisch zu sichern?
  • Wie ist zu dosieren?
  • Wie lange und wann ist mit der erwünschten Wirkung zu rechnen?
  • Wie lange und in welchem Ausmaß sind Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu erwarten?

Psychopharmakotherapie ist nie ohne begleitende Beratung und Verlaufskontrolle sinnvoll. Sie sollte möglichst Teil eines Gesamttherapieplanes sein.

 

Bei der Einzelpsychotherapie kommen verhaltenstherapeutische und tiefenpsychologische Ansätze zum Tragen.

Die Verhaltenstherapie umfasst eine große Zahl unterschiedlicher Methoden, deren Wirksamkeit gut überprüft und nachgewiesen ist. Auffällige oder pathologische Verhaltensweisen können nach den Gesetzen menschlichen Lernens beeinflusst werden. Die Veränderungsprozesse in der Therapie laufen nach denselben Gesetzen ab wie natürliche Lernprozesse.

Die tiefenpsychologische Therapie geht von der Annahme aus, dass individuelles Verhalten zu einem erheblichen Teil nicht bewusst gesteuert wird. Symptome werden durch ungelöste, teilweise unbewusste Konflikte hervorgerufen und sind Ausdruck unvollständig durchlaufener Entwicklungsprozesse.

Es werden neben dem Abbau psychopathologischer Symptome und gestörter Verhaltensweisen seelische Wachstums- und Reifungsprozesse ermöglicht.

 

Systemische Familientherapie

Die Familie kann wesentlich zur Bewältigung psychischer Störungen von Kindern und Jugendlichen beitragen. Familienbeziehungen und individuelle psychische Störungen beeinflussen sich wechselseitig und bilden einen einheitlichen Entwicklungszusammenhang.

Ziel der Familientherapie ist zunächst die Klärung der familiären Interaktionsmuster und Beziehungskonflikte. Es folgt die Auflösung belastender und entwicklungshemmender Momente zugunsten der Entwicklung von alternativen Beziehungsformen, die den Bedürfnissen der Familienmitglieder besser gerecht werden und neue Entwicklungsmöglichkeiten freisetzen.

 

Verhaltenstherapeutische Gruppen

Das Angebot psychotherapeutischer Kleingruppen richtet sich an Kinder und Jugendliche mit emotionalen Störungen, Anpassungsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens und ADHS. Nach erfolgter multiaxialer Diagnostik werden die Kinder je nach Indikationsstellung den unterschiedlichen Gruppen zugeordnet. Zur Zeit werden folgende Gruppen angeboten:

  • Training sozialer Fertigkeiten
  • Konzentrationstraining
  • Psychomotorik
  • Intensive Gruppentherapie (IGT)
  • Emotionsregulationstraining ("Cool bleiben")

Das therapeutische Angebot wird je nach Nachfrage und personeller Ausstattung ergänzt. Ziel der therapeutischen Gruppen ist es, in einem strukturierten Rahmen den Kindern ein stärkendes Forum zu bieten, damit sie Zugang zu den eigenen Gefühlen erlangen und den Umgang mit diesen bewältigen. Sie erlernen soziale Fertigkeiten, um gute und tragfähige Beziehungen aufzubauen. Durch den Gruppenkontext erhalten die Kinder soziale Unterstützung, die zur Selbstwertsteigerung führen soll.

 

Aktuell bieten wir folgende Elterntrainings an:

  • Triple P
  • ADHS-Elternkurse

Das Elterntraining richtet sich in erster Linie an Eltern, deren Kinder sich auf Grund von Verhaltens- oder emotionalen Problemen im Rahmen der Institutsambulanz in Diagnostik oder Therapie befinden.

Ziel ist es, grundlegende Erziehungsstrategien zu vermitteln und die Erziehungskompetenz der Eltern unter anderem im Hinblick auf folgende Aspekte zu erweitern:

  • Aufbau einer positiven Beziehung zum Kind
  • Förderung angemessenen Verhaltens
  • Konsequentes Reagieren auf Fehlverhalten

Die Trainings finden als Gruppentraining (4-8 Elternteile/Elternpaare) statt, da so ein Erfahrungsaustausch ermöglicht wird. Oft bietet das Gruppensetting eine relativierte Sicht der eigenen Probleme und ermöglicht gegenseitige Unterstützung und Hilfestellung.

 

In den letzten Jahren und im Zuge der medialen Entwicklung hat die Bedeutung übermäßigen PC- und Internetkonsums bei Kindern und Jugendlichen stark zugenommen. Bei durchgängigem pathologischem Gebrauch können massive soziale und psychische Probleme entstehen, da entscheidende Entwicklungsaufgaben nicht oder nur eingeschränkt wahrgenommen werden können. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, bieten wir im Rahmen unserer Institutsambulanz  Diagnostik und ambulante Therapie bei exzessivem und pathologischem PC-Spielen und Internetkonsum an.

Unser Angebot umfasst:

  • Diagnostik anhand standardisierter Verfahren
  • Klärung von Ressourcen und Veränderungsmotivation
  • Therapeutische Begleitung mit dem Ziel einen eigenverantwortlichen und sinnvollen Umgang mit dem Medium PC/Internet zu erlernern
  • Förderung von Selbstwert und Selbstwirksamkeit
  • Aufbau alternativer Formen der Freizeitgestaltung
  • Rückfallprophylaxe

4-Phasiges Behandlungsangebot nach dem Manual „Spaßfaktor Realität – zurück aus der virtuellen Welt“ nach Nils Pruin.

Phase 1:

Diagnostik und Klärung der Ressourcen und Motivation

(Psychoedukation; Zielvereinbarung)

Phase 2:

Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und dem Medium Internet

(Kontrollierter Umgang, Auseinanderseztung reale-virtuelle Identität)

Phase 3:

Kompetenz und Bewältigung der Alltagsanforderungen in der realen Welt

(Emotionsregulation; Stressverarbeitung; Entspannungstraining; Stärkung von Selbstsicherheit und sozialen Kompetenzen)

Phase 4:

Training zur Wahrnehmung und Vermeidung von Verhaltensrückfällen

(Veränderung von Verhaltensmustern in suchtauslösenden Situationen; Computerablehnungstraining; Angehörigenarbeit)

 

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